„Für euch beide habe ich heute einen Spezialauftrag.“ Meine Frau Elisa und ich sind zum Aufräumtag gekommen und Jochen schaut etwas gequält beim Zuweisen unserer Aufgabe. Wir sollen gemeinsam mit Frank den Kriechkeller ausmisten. Dabei handelt es sich um den dunklen Verschlag unter dem Eingangsbereich des Gemeindesaals; hinter dem Heizungskeller. Latente Kopfstoßgefahr und späteres Rückenleiden inklusive. Macht nichts, wir sind ja gekommen, um anzupacken.
Am ersten Aufräumtag vor dem großen Abriss haben wir im Prinzip die gleiche Aufgabe wie alle anderen Gemeindemitglieder, die gekommen sind: Brauchbares einpacken, Müll wegschmeißen. Die Möbel im Gemeindesaal werden verpackt und teilweise auseinandergenommen. Die Räume für den Kindergottesdienst sollen aufgeräumt und in der Küche müssen die Geräte und das Geschirr eingepackt werden. Viele Gemeindemitglieder und Freunde sind für den Tag gekommen, helfende Hände haben wir genug.
Aufräumaktion im Kriechkeller
Im Kriechkeller sind wir aber nur zu dritt, mehr Leute würde einander nur im Weg stehen. Während die meisten, die oben im Tageslicht arbeiten, sich eher mit „Brauchbares einpacken“ beschäftigen, überwiegt bei uns der Schrott-Anteil. Immerhin kann ich bestätigen, die Christus-Gemeinde Bramfeld hat keine Leichen im Keller, auch nicht im übertragenen Sinn. Wahnsinn, was sich bei einer Gemeinde im Laufe der Jahre so ansammelt: Aus unserem Keller-Kuriositäten-Kabinett trage ich einen Rasenmäher, Teile eines vollständigen Bettes, eine skurrile Uralt-Telefonanlage, Bühnen-Scheinwerfer und neuwertige Zimmertüren, die nie irgendwo eingebaut wurden. Gegenstände und Möbel, die wir behalten möchten, hier hin, Schrott dorthin – wie in den anderen Bereichen kommen wir auch in den beiden Kriechkeller-Räumen gut voran.
Hunderte Stühle sind zu packen. Die Stimmung bei Sandra ist trotzdem gut.
Wenn ich mal aus dem Keller hoch möchte, muss ich meistens Uwe helfen, eine Sackkarre mit Stühlen über die Treppe zutage zu fördern. Für jede Person, die ihm hilft, gibt es einen schmissigen Uwe-Spruch. Die Laune ist gut, ausmisten ist irgendwie auch eine zufriedenstellende Angelegenheit. In den Kellerräumen, im Saal und auf dem Hof wird getragen, gepackt, geschraubt, geschmiert, gesaugt und geräumt.
Im Gemeindesaal, bei der Kaffeepause, treffen wir dann wieder den tragischen Helden des Tages, Jochen. Er hat für den Aufräumtag herausragend die Werbetrommel gerührt und alles so akribisch vorbereitet, dass seine Helfer zügig fertig sind und andauernd nach neuen Aufgaben verlangen. Mein Eindruck ist, am liebsten würde er heute auch stumpf Kisten von A nach B schleppen oder Schrott in eine Mülltonne schmeißen. Stattdessen muss er delegieren, Fragen beantworten den Überblick behalten und am besten an jedem Ort zugleich sein.
Wir sind schneller fertig als geplant. Dank der gewissenhaften Vorbereitung und der „erniedrigenden“ Arbeit im Kriechkeller komplimentiert uns Jochen nach vier der veranschlagten sechs Stunden nach Hause. Bleibt die Erkenntnis, dass es in der Gemeinde viele, motivierte Helfer gibt. Das Geld für Umzugshelfer können wir uns jedenfalls sparen. Herzlichen Dank an alle, die an den drei Aufräumtagen mitgemacht haben und an Jochen und alle, die das organisiert haben.
von: Lennart